Lange überlegt, letzlich doch 8 € und 3 Stunden in die Doku "Project One - Ein Meilenstein der Automobilgeschichte" investiert.
Der Titel lässt vermuten was die ursprüngliche Intention der Filmemacher und deren Auftraggeber gewesen ist. Was sonst, außer eine Erfolgsgeschichte zu schreiben? Wer ist schließlich crazy genug, die Idee ein Formel 1-Modell für sie Strasse zu bauen in die Tat umzusetzen? Mercedes und AMG werden das ja wohl in drei Jahren schaffen.
Wir wissen, daß alles ganz anders kam. Und soweit ich das beurteilen kann wird ziemlich ungeschönt gezeigt wo die Probleme lagen und warum es so lange gedauert hat sie zu lösen.
An verschiedenen Punkten steht zB das ganze auf der Kippe. Als Moers überraschend zu AM wechselt (um dort beim Valkyrie zu landen) ist so ein Punkt erreicht. Oder als im Sommer 2021 ein Prototyp auf dem Weg nach Portimao an einer Tankstelle in Spanien abfackelt. Das Dokuteam ist immer am Start. Schwierige Sitzungen mit AMG, HPP und Multimatic werden dabei genauso gezeigt wie angepisste Kunden, die nicht verstehen warum es so lange dauert und warum sie für das Trostpflaster GT BS-Sonderedition 75tsd € zahlen sollen.
Natürlich sind viele bekannte Gesicher zu sehen. OK, die AMG-Chefs, Hamilton, Coulthard, prominente Kunden wie Frau Swarovski und andere. Wichtiger sind jedoch die, die sonst nicht vor die Kamera treten. Die AMG-Mitarbeiterin, die an der Software der Steuergeräte verzweifelt. Ihr Ingenieurkollege der frustriert feststellt, daß man viel weiter in der Entwicklung sein müsste als mal wieder alle Systeme einfach so abstürzen. Der Projektmanager, der 9 Monate Zeit bekam das Ding zum Laufen zu bringen, aus denen am Ende zweieinhalb Jahre wurden. Seine Schrauberkollegen, die zwei Testträger komplett ab- und wieder aufbauen und daß auch über die Weinachtsfeiertage tun um den Zeitplan einzuhalten.
Interessant sind auch die Insights, die man als Laie in den Entwicklungsprozeß erhält. Der Aufwand ist enorm und vermutlich etwas anders, als bei einer C-Klasse. Nichtsdestotrotz erhält man einen Einblick in Prozesse und Abläufe die sonst verborgen bleiben. Und am Ende steht immer die Zertifizierung. Ohne, kein Verkauf. Noch so ein Moment wo alle nochmal den Atem anhalten.
Apropos Zertifizierung. Für USA und Kanada hat sie der One nicht bekommen. Dh man musste 80 Kunden erklären, daß sie ihr Auto nicht erhalten. Einige sind abgesprungen, andere haben gesagt "Scheiß drauf, ich kaufe ihn trotzdem". Das trübt bei den Verantwortlichen die Freude darüber, daß die Kiste nach sechs Jahren doch noch Straßentauglich geworden ist.
Am Ende ist es doch eine Art Erfolgsgeschichte, erst recht mit der Rekordfahrt auf der Nordschleife und anderen Rennstrecken. Aber es ist eine mit ziemlich vielen Schrammen und Beulen.
Die paar Kröten kann man also problemlos investieren. Sollte mir mal einer in freier Wildbahn begegnen, habe ich die passenden Filmsequenzen fortan im Hinterkopf.
Grüße
Pano