https://www.tichyseinblick.de/wirtschaft/feh…luxusstrategie/
Jetzt könnte das Taxi Segment nun doch wieder interessant werden
Ich verlinke nur ausnahmsweise vom TE, aber der Artikel ist durchaus interessant.
Ich stimme ausdrücklich nur in dem Punkt überein, dass die europäische Politik nicht gerade sonderlich strategisch-taktisch Industrie-fördernd ausgerichtet ist (v.a. für die inländische Industrie). Stattdessen hat man in der Vergangenheit immer gern ausländischen Industrien Tür und Tor geöffnet.
Was mir bei aller "Luxusstrategie"-Kritik fehlt ist immer das Gegenbeispiel einer "Alles-bleibt-wie-es-ist-und-wir-bedienen-alles-und-jeden"-Strategie. Bzw. nein, das braucht es gar nicht, da reicht ein einfacher Blick nach Ingolstadt. 1,5% Marge in Q1 2025 vs. 7,3% Marge in Q1 2025 bei MB. Viel A0-/A-Segment (37,3%) vs. ein Hauch von D-Segment (0,8%). Ich mag gar nicht den Blick weiter in Richtung VW, manche Stellantis-Marke richten, die sich entweder im Segment des Volumens oder des Nirgendwo tummeln, wo es zurzeit überhaupt gar keinen "Spaß" mehr macht - und für das ich noch weniger Lichtblick in einigen Märkten sehe und vor allem eine noch krassere Schere zwischen gewünschten Antriebs-Technologien durch die Kunden.
Auf Top-End setzen ist nicht der alleinige Heilsbringer (und ehrlicherweise hat das der Konzern auch niemals so gesagt, das hat die Presselandschaft sich selbst eingeredet). Aber im Top-End wird das Geld für Innovationen erwirtschaftet, das war immer so und das wird immer so sein. Wie in jedem Unternehmen trägt das Top-Segment zu einem großen Teil zum Ergebnis bei (BMW hat nichtgrundlos einen X7 erfunden, es noch einmal mit einer 8er-Serie probiert oder Alpina als neue Marke übernommen und Audi schafft es nun auch endlich mal einen Q9 als Verbrenner (!) auf den Markt zu bringen) und auch nur über ein besonders gutes Ergebnis wird insbesondere MB nicht anfällig für Investorenfinger, die mit Sicherheit noch viel "tollere" Ideen haben, als die, die die Allgemeinheit dem aktuellen Management ankreiden möchte.
Für mich ist die grundsätzliche Strategie daher nach wie vor nicht per se falsch oder gescheitert, sie ist teilweise einfach nicht konsequent genug umgesetzt worden - während sich parallel dazu auch noch andere Parameter deutlich gewandelt haben: eine Pandemie, ein Krieg in Europa, verlangsamte Adaptionsrate zu E-Fahrzeugen, globale wirtschaftliche Hemmnisse und dadurch Zurückhaltung der Konsumenten... Entscheidungen in Unternehmen können immer nur so gut sein, wie die Grundlage, auf dessen Basis sie gefällt wurden. Dass es da zwei, drei völlige Irrläuferprojekte gab, bei denen auch ich schon lange Bauchschmerzen und Fragezeichen hatte - und bei manchen noch immer habe... Da wurde und wird zeitnah für viel Geld richtigerweise einiges sinnigerweise korrigiert und behoben werden. Die Rettung der Firma liegt aber mit Sicherheit nicht im Bedienen von Vertriebskanälen und Zielgruppen, die einfach kein nachhaltig erträgliches Geschäft sind - Fixkostendegression ist nicht alles.
Die - im wahrsten Sinne des Wirtes - größte Blackbox bleibt China. Am unteren jüngsten Ende der Kunden keimt eine neue, stark nationaltreue Erwartungshaltung auf, bei der der Stellenwert des Automobils sinkt, bei der das Automobil eher ein austauschbares "Gadget" wie ein Smartphone ist, bei der global auch die Markenbindung deutlich niedriger ist - und das sind nicht zwangsläufig Stellhebel denen ich mit einem exzellenten deutschen Premiumprodukt beikommen kann. Von den anderen Themen wie einer rasanten Technologieentwicklung, wie einer schnelleren weil 24/7 Produktivität und drastisch günstigeren Lohn-, Arbeits- und Produktionskosten. Wird es vor allem in der Kundenerwartung an ein Automobil weiter zu einer globalen Divergenz kommen (oder spaltet sich der chinesische Automarkt in einen krassen Kontrast von High-End-Segment zu All-the-others; und wenn ja wie groß ist welcher Kuchen?), dann sind die Themen der Karosserievarianten was für welchen Markt und wie viele wieder ein völlig neues und anderes. Aktuell walzt China noch immer aufgrund seiner schieren Masse fast jede Entscheidung nieder.
Aber ich mag auf einer hoffnungsvollen Note enden: Da kommen Produkte, die uns auch in Europa viel Freude bereiten werden können. Vom Design, von den Sonderausstattungen bis hin zu den Antrieben, sowohl was Verbrenner, Plug-Ins als auch Elektros angeht. Und diese Fahrzeuge werden geschlossen sein oder auch geöffnet sein. Sie werden flach sein und sie werden hoch sein. Spätestens zur IAA wird man auch sehen können, was das heißt. 
Hätte ich keine Zuversicht, so wäre aus bekannten Gründen aktuell eine gute Möglichkeit einer beruflichen Veränderung zuzusagen, so bleibt aber die Zuversicht - und irgendwo auch das Herz und die Leidenschaft. 
driv3r