Beiträge von MBRD_Ingenieur

    Von diesen 3 Jahren des selbstherrlichen Abschröpfens des Markenwertes + gebremster Investbereitschafft wird sich das Unternehmen nicht mehr (so schnell!?) erholen, das erkennt auch die Schwarmintelligenz - aber fraglos ist die Attraktivität für Investoren durch die Trennung (oder Reduzierung) von Beteiligungen und Werken gestiegen.

    PS: es gibt aktuell schon gewisse Unterscheide bei der Entwicklung von BMW - oder Daimler Truck - und MB.

    Da hier ja (mal wieder) der Untergang prophezeit wird lohnt vielleicht ein Blick in die Gegenwart. In der AMS von gestern findet sich ein nahezu hymnischer Test des neuen W214 PlugIn Hybrids. Mal ein paar Auszüge:

    "Womit wir beim Hauptanliegen des Businessliners angekommen wären, dem freudvollen Fahren. Wieder einmal ist die eigentliche Sensation eines neuen Modells dort zu finden, wo viele schon lange nicht mehr hinblicken, weil den Blick dahin zu viele digitale Sensationen verstellen oder weil der Blick darauf nie geschult wurde: beim Fahrwerk."

    "Beim Dahingondeln über gut geteerte Fernstraßen imponiert vor allem der gewissenhafte Geradeauslauf. Doch wer in die zweite und dritte Ordnung abbiegt, es möglicherweise eilig hat und die Fuhre laufen lässt, der erlebt einen Dualismus aus Wegfedern und Festsaugen, der selbst erfahrene Popometer beeindruckt: Es ist weniger das samtige Ansprechen und Auspumpen, wie es viele von Mercedes erwarten würden, wie es auch die bisherige E-Klasse pflegte. Stattdessen zeigt die neue vor Bodenwellen jeglicher Art keinerlei Respekt, walzt sie nieder, fegt darüber hinweg, presst alle vier angetriebenen Räder mit einer Autorität auf den Asphalt, die keinen Widerspruch duldet, sodass Anregungen klein beigeben und sich trollen"

    "Sie lässt sich weder erschüttern noch aus der Ruhe bringen, bahnt sich stoisch den Weg, rückt keine Profilbreite von der Linie ab, die man mit der wunderbar feinwuchtig abgestimmten Lenkung vorgegeben hat. Korrekturen? Unnötig. Nachlenken? Wäre jederzeit möglich, weil die Traktion endlos erscheint."

    "Die Begeisterung übers Fahren selbst bestimmt am Ende den Gesamteindruck – und das will bei einer E-Klasse etwas heißen. Auch beeindruckend: die rein elektrische Reichweite des Plug-in-Hybrids sowie die Tatsache, dass der Mercedes schnellladen kann. Plus seine vorbildlich hohe Effizienz"

    Ein bisschen was machen wir schon richtig bei uns, und mit solchen Produkten in der Pipeline wird auch der Untergang noch ein bisschen warten müssen.

    PS: In der selben Ausgabe ist auch ein erster Fahrbericht vom CLE zu finden, der ebenfalls gelobt wird.

    Also erstmal vielen Dank für das weitergegebene Lob :) Es freut mich natürlich sehr, dass in allen Fahrberichten der Ridekomfort so hervorgehoben wird. Für den besten Komfort gepaart mit guten Handlingeigenschaften haben meine Kollegen und ich viel Arbeit investiert, schön zu sehen dass die Ergebnisse auch so wahrgenommen werden.

    Ein kleines bisschen Besserwisserei muss ich aber auch noch loslwerden. So schreibt Autocar von "frequency-selective sports suspension", was nicht ganz richtig ist. Verbaut sind im Sportfahrwerk amplitudenselektive Dämpfer. Das ist zugegeben aber schon ziemlich tief im Detail und für den Kunden wenig relevant. Ein größerer Bock ist da die Aussage von Hr. Preiss von der Auto Bild. Der sagt bei 9:15 min er würde ein Luftfederfahrwerk fahren, was es im CLE aber gar nicht gibt. Er sitzt im Stahlfederfahrwerk mit Verstelldämpfung (Code 459). Aber ich nehme es mal als Kompliment, unser HighEnd Fahrwerk mit Stahl lässt die Leute glauben sie würden Luftfeder fahren ^^

    Dass im MMA sowohl BEV als auch ICE kommt ist ja nicht neu. Das hat Markus Schäfer auf dem Strategy Update 2022 genau so angekündigt, kann man sich hier nochmal anschauen:

    Mercedes-Benz präsentiert Langfrist-Ziele als wertvollste Luxus-Automobilmarke der Welt | Mercedes-Benz Group
    Profitables Wachstum: Neuausrichtung des Portfolios mit Fokus auf die drei Produktkategorien Top-End Luxury, Core Luxury und Entry Luxury.
    group.mercedes-benz.com

    In der Rede von Markus Schäfer ab ca. 5:50 min

    Könntest Du vielleicht noch auf obige Frage kurz eingehen?

    MBRD_Ingenieur

    Dankeschön für die ausführliche Antwort, :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup: :)

    Ich werde mir die Literatur gerne besorgen, da mich das Thema enorm interessiert.

    Ich habe auf meiner Hausstrecke mehrere Kurven, die je nach Fahrwerkseinstellung bei gleicher Geschwindigkeit mit unterschiedlichen Seitenneigungen durchfahren werden, wenn ich Dich richtig verstehe, liegt das dann eher an der Feder als am Dämpfer. Ich hab die 2-3 Kammer Airmatic an Bord.(A238)

    Beides spielt eine Rolle. Beim ersten "Anwanken" wenn das Fahrzeug den Wankwinkel aufbaut hilft auch die höhere Dämpfung um die Neigung zu reduzieren. Sobald das Fahrzeug aber bei längerer Querbeschleunigung seinen finalen Wankwinkel erreicht hat ist die Dämpfung nicht mehr relevant, dann wirkt nur noch die Steifikeit der Neigung entgegen. Und die ist wechselseitig maßgeblich durch die Stabilistatoren bestimmt. Im Falle der Luftfeder kommt in den unterschiedlichen Fahrmodi noch die geänderte Grundsteifigkeit hinzu, die der Regler einstellt. In "S" wird die Feder steifer als in "C".

    Auf die Details der Dämpfersysteme kann ich nicht eingehen, das geht zu tief in internes Know How. Man kann sich aber auf den Seiten der Dämpferhersteller umschauen, da findet man ganz anschauliche Erklärungen der verschiedenen Dämpfersysteme.

    Viel Spaß bei der Lektüre und gutes Durchhaltevermögen :)

    Vielen Dank für die ausführliche Erklärung :thumbup:

    Wenn ich Dich richtig verstehe, geht es darum die Autos bei gleichbleibendem Komfort agiler zu machen, da die höheren Dämpfkräfte auch für weniger Seitenneigung sorgen.

    Für die Kurvenfahrt spielt die Dämpfung eher eine untergeordnete Rolle, da es sich um quasistatisches Wanken handelt. Da sind vielmehr die Drehstäbe, die Federn und die Schwerpunktshöhe von Bedeutung. Die Dämpfer sind beim dynamischen Wanken wichtig, z.B. bei Ausweichmanövern, doppeltem Spurwechsel, Slalomfahrt etc.

    Wenn es zu diesem Thema ein Buch von Springer Professional gibt, würde ich das sehr gerne lesen.

    Da gibt es Literatur in Massen. Ein Klassiker ist das Fahrwerkhandbuch von Heißing/Ersoy im Springer Verlag, allerdings nicht ganz billig. Oder auch Dynamik der Kraftfahrzeuge von Mitschke/Wallentowitz, ebenfalls Springer. Wenn man die gelesen und verstanden hat ist man schon ziemlich gut dabei ;)

    MBRD_Ingenieur

    Welche Vorteile haben die Frequenz geregelten Dämpfer gegenüber herkömmlichen Dämpfern, ich sehe das Mercedes Benz beim Serienfahrwerk durch die Bank nur noch entsprechende Dämpfer verbaut.

    Frequenzselektive Dämpfer sollen abhängig von der Anregungsfrequenz unterschiedliche Dämpfkräfte liefern. So will man bei kleinen Anregungen das Fahrzeug möglichst frei schwingen lassen und bei starken Anregung möglichst viel Dämpfkraft haben um die Bewegungen der Karosserie einzufangen (stark vereinfacht, das Ganze ist sehr viel komplexer).

    Passive frequenzselektive Dämpfer sind allerdings sehr komplex und werden bei MB auch nicht mehr verbaut. Man findet stattdessen amplitudenselektive Dämpfer, die nicht anhand der Anregungsfrequenz sondern anhand der Anregungsamplitude unterschiedliche Dämpfkräfte liefern. Das Grundprinzip bleibt das gleiche, sie sind aber einfacher in der Konstruktion und in der Abstimmung.

    Grundsätzlich haben Luftfederungen den Vorteil besserer Einstellmöglichkeiten, tendenziell aber ein schlechteres oder "plumperes" Ansprechverhalten im Vergleich zu einer klassischen Stahlfeder. Mit Mehrkammern wird dem durch unterschiedlich ausgelegte Kammern entgegengearbeitet - gleichzeitig wird die Konstruktion dadurch aber auch umso komplexer - manchmal kommt man wohl zum Schluss mit der einfacheren Technik in Summe nicht schlechter zu "fahren" (glaube hier weniger an ein reines Kostenthema).

    Dem kann man nicht viel hinzufügen, im Grunde (fast) alles richtig. Nur dienen die Mehrkammerluftfedern nicht unbedingt dazu, das Ansprechverhalten zu verbessern, sondern um mit dem zu- oder abschalten der einzelnen Kammern die Steifigkeit der Feder je nach Fahrsituation anzupassen. Tatsächlich hat die Mehrkammerluftfeder auf Grund der komplexeren Struktur mit mehreren Luftbälgen ein größeres Harshnessproblem als die Einkammerluftfeder. Die Stahlfeder ist im Kleinsignalbereich in der Regel der Luftfeder aber tatsächlich überlegen. Einen Riesenanteil hat bezüglich Komfort die elektronisch geregelte adaptive Dämpfung, die ist aber unabhängig von der Luftfeder und funktioniert auch mit Stahl hervorragend.

    Größter Vorteil der Luftfeder allgemein ist natürlich, dass das Fahrzeug unabhängig von der Beladung oder Anzahl der Passagiere immer im richtigen Niveau steht (und fährt).

    Man hat auch den Eindruck, die Ingenieure können mehr, wenn man sie lassen würde. :)

    Das ist ohne Zweifel so, aber am ende steht hinter jeder Technologie im Auto leider auch immer ein harter Preis in Euro. Wir ringen auf der Entwicklerseite viel und Ausgiebig mit dem Vertrieb, und immer wieder wird da auch nicht zu unseren Gunsten entschieden. Aber auch als Entwickler erkennt man ja an, dass unsere Fahrzeuge Kostenziele erfüllen müssen. Wir sind ja jetzt schon (zu) teuer, wenn man uns Ingenieuren freie Hand lassen würde sähe das alles noch viel schlimmer aus so meine Prognose :)

    Da gab es noch einige andere Persönlichkeiten, die nur noch rund ums Auto dachten und "beim Daimler" in Führungspositionen waren. Das ist aber oftmals Geschichte.

    Sorry, aber solche Aussagen sind einfach nur von vorne bis hinten Blödsinn. Dieses permanente Verächtlichmachen und Schlechtreden der aktuellen Mercedesmannschaft ist wirklich unwürdig, wenn man ernstgenommen werden will. Vielleicht hinterfragt ihr euch seitens MB Passion ja auch mal selber worans in der Kommunikation mit MB hapert? Wenns in einer Beziehung kriselt ist äußerst selten nur einer der Partner alleine schuld, so viel Lebenserfahrung sollte man schon mitbringen. Dieses suhlen in der Opferrolle und Auftreten als beleidigte Leberwurst ("also ICH melde mich nichtmehr") ist doch peinlich.

    Was sollen die denn denken beim COM Bereich, wenn die erste Reaktion auf das zusenden der neuen CLA Studie Bilder ein "würg" im Forum ist, oder wenn an anderer Stelle einfach mal Betrug bei Rekordfahrten unterstellt wird ohne jegliche Anhaltspunkte und Beweise. So nimmt man sich selbst aus dem Spiel und kann dann hinterher auf die bösen bösen MB Leute schimpfen, die ja nur keine Kritik vertragen und nur noch unkritische Instagrammer wollen. Da fragt man sich, wie eigentlich die großen drei AutoBild, AMS und AZ noch an ihre Autos und Termine kommen? Oder gar die FAZ, der Spiegel oder die Süddeutsche. Die haben doch das Hersteller Kartell aufgedeckt, oder den Dieselskandal. Das war mal echter Schaden für die Firma und die Marke, und die sind trotzdem alle noch dabei. So ganz geht die Geschichte nicht auf.

    Kommt halt mal aus der Rolle des typischen Forum Users raus, der wie am Stammtisch ungefiltert daherredet und permanent seine persönliche Befindlichkeit mit der professionellen Arbeit vermischt. Dann wird man vielleicht als journalistischer Partner, der man ja sein will, auch wieder ernst genommen.

    Und noch ein Wort zum abgekulte von Hr. Storp hier im Forum. Das ist ja schön, dass er seine Rente genießt und überall von der guten alten Zeit erzählen kann wo noch echte Männer die Autos entwickelt haben. Die Realität ist aber, dass wenn er 20 Jahre jünger wäre und noch als Chief Engineer aktiv wäre, dann müsste er sich genau so wie alle anderen den geänderten Realitäten und Randbedingungen stellen und sich anpassen. Die aktuellen Chefingenieure sind dem Produkt nicht das kleinste Stückchen weniger verbunden als das früher der Fall war. Wer was anderes behauptet, dem fehlt schlicht der Einblick.

    Hat der AT wirklich 235/55 18" Räder als Grundausstattung?

    Ich kann es kaum glauben, hat doch der 213er AT als Grundausstattung schon 245/45 19" Räder.

    :/

    Das ist schon korrekt so. Die 235/55R18 vom S214 AT sind vom Durchmesser größer als die 245/45R19 vom S213 AT. Der S213AT hatte ein 715er RR-Szenario, der S214AT hat 725. Somit hat man im S214AT ein größeres Rad und gleichzeitig eine höhere Reifenflanke, was ja für den Offroadeinsatz vorteilhaft ist.

    Quelle ist Fritz Indra, er ist als Berater bei AVL List tätig, welche ebenfalls an diesem Konsortium als Berater beteiligt sind.

    Primär sollen 4 Zylinder Motoren mit 40% Wirkungsgrad hergestellt werden. Der Hauptsitz wird in England liegen.

    Sorry, aber ich bleib da weiter skeptisch. Ein 85 jähriger ehemaliger Motorenentwickler, der durch den Wandel natürlich sein Lebenswerk bedroht sieht, wirkt als Berater eines Beraters mit an dem Projekt. Und dann stellt man mal eben die 40% Wirkungsgrad in den Raum, ein Wert der von keinem aktuellen Ottomotor im Normalbetrieb erreicht wird.

    Wenn da am Ende wirklich neue Fabriken entstehen und Motoren mit nie dagewesener Effizienz auf den Markt kommen, lasse ich mich gerne eines besseren belehren. Bis dahin ist das für mich aber nur Ankündigungsökonomie à la Elon Musk.

    Ich vermute, daß die Kooperation von Renault, Geely und Aramco gemeint ist, die unter dem Namen Horse läuft. Da ist von 5 Mio Motoren im Jahr die Rede. Durchaus möglich, daß an anderer Stelle weitere Pläne genannt werden: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/in…7d-9840297c95da

    Grüße

    Pano

    Das ist interessant. Allerdings geht es da ja explizit um die Abspaltung der bestehenden Motor/Getriebesparte von Renault. Zudem steht da "Wenn wir unsere Motoren- und Getriebewerke mit denen anderer Unternehmen vereinen, bekommen wir schöne Synergien."

    Es geht also um die Zusammenführung bestehender Ressourcen. Von einem Neubau von Motorenwerken ist da nirgendwo die Rede, ganz zu schweigen von 16 neuen Werken

    Das Konsortium rund um Geely plant sogar 16 neue Motorenwerke in Europa , ich frage mich wo diese Motoren verbaut werden sollen.

    Gibt es zu diesen 16 Werken eigentlich irgendwo eine belastbare Quelle? Ich meine 16 (!) Motorenwerke. Wo sollen die denn entstehen? Da braucht man die Flächen, die Genehmigungen, eine Armada an Ingenieuren die die Fabrikplanung und den Betrieb übernehmen und nicht zu schweigen von den abertausenden Facharbeitern die die Motoren bauen sollen. Sieht man da schon irgendwo die Stellenausschreibungen? Und an wen soll eigentlich zukünftig die schiere Masse an Verbrennern verkauft werden in Europa? Scheint mir alles sehr unglaubwürdig.